27.11.2017
Die Reaktionen angesichts dieses folgenschweren Missgeschicks waren die erwartbaren: jede Menge Spott. „Auch das noch! Nicolai Müller holt sich beim Ärgern über Kreuzbandriss zweiten Kreuzbandriss“, setzte sich das vermeintliche Satire-Organ Der Postillon in seinem Bemühen, besonders witzig sein zu wollen, an die Spitze der Häme-Bewegung.
Selbst wenn Müller einer dieser „überbezahlten Millionäre in kurzen Hosen“ sein sollte und zudem noch einer, der vor lauter Eitelkeit so blöd ist, beim Sicht-selbst-Feiern eigenfüßig außer Gefecht zu setzen, rechtfertigt dies keinesfalls Schadenfreude und Geringschätzung. Hier hat sich ein 30-Jähriger so schwer verletzt, dass er im schlechtesten Fall seinen Beruf nicht weiter ausüben kann.
Anstatt also billiges Bashing zu betreiben hätten sich die Heerscharen von Menschen, denen im Leben anscheinend alles glückt, lieber einmal darüber informiert, wie häufig es inzwischen vorkommt, dass überspielte Bundesligaprofis ausfallen, weil ihr Körper nicht mitmacht.
Dazu hätte sich ein Besuch der nicht-kommerziellen Website Fußballverletzungen angeboten, deren Betreiber Fabian Siegel ist. Ziel des SWR-Fernsehredakteurs: „Verletzungen im Fußball statistisch auswerten“. Die Datenbank erfasst den Zeitraum seit 2009. Aufgrund der Angaben des studierten Statistik-Experten sind eindeutige Trends identifizierbar: Die Anzahl der Verletzungen nimmt zu. Dafür werden die Spieler schneller wieder fit beziehungsweise kehren eher auf den Platz zurück.
Dass das gesund ist, darf bezweifelt werden. Denn der Druck, möglichst kurz auszufallen, ist immens. Schließlich sind die Spieler für die Klubs das wichtigste Kapital. Siegels Seite bietet einen tiefen Einblick in die Thematik. Wer mag, kann sich die Daten für den jeweiligen Verein anschauen. Oder zu einzelnen Körperteilen. So viel sei verraten: Das Knie wie im Fall Nicolai Müller schafft es nur auf Platz zwei. Ganz oben ist ein Schenkel.
Ein Interview mit dem fussballverletzungen.com-Macher Fabian Siegel können Sie hier lesen.
Der Linktipp-Artikel stammt aus der Ausgabe Oktober/November 2017 des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.
Autor: Clemens Gerlach
Es sind gerade einmal 13 Spieltage der Fußball-Bundesliga absolviert. Doch der größte Pechvogel steht wohl schon fest: Nicolai Müller hat beste Chancen auf die ungeliebte Auszeichnung. Der Hamburger Offensivspieler zelebrierte die Freude über seinen Treffer in der Auftaktpartie gegen Augsburg so sehr, dass ihm das Kreuzband des rechten Knies riss.Die Reaktionen angesichts dieses folgenschweren Missgeschicks waren die erwartbaren: jede Menge Spott. „Auch das noch! Nicolai Müller holt sich beim Ärgern über Kreuzbandriss zweiten Kreuzbandriss“, setzte sich das vermeintliche Satire-Organ Der Postillon in seinem Bemühen, besonders witzig sein zu wollen, an die Spitze der Häme-Bewegung.
Selbst wenn Müller einer dieser „überbezahlten Millionäre in kurzen Hosen“ sein sollte und zudem noch einer, der vor lauter Eitelkeit so blöd ist, beim Sicht-selbst-Feiern eigenfüßig außer Gefecht zu setzen, rechtfertigt dies keinesfalls Schadenfreude und Geringschätzung. Hier hat sich ein 30-Jähriger so schwer verletzt, dass er im schlechtesten Fall seinen Beruf nicht weiter ausüben kann.
Anstatt also billiges Bashing zu betreiben hätten sich die Heerscharen von Menschen, denen im Leben anscheinend alles glückt, lieber einmal darüber informiert, wie häufig es inzwischen vorkommt, dass überspielte Bundesligaprofis ausfallen, weil ihr Körper nicht mitmacht.
Dazu hätte sich ein Besuch der nicht-kommerziellen Website Fußballverletzungen angeboten, deren Betreiber Fabian Siegel ist. Ziel des SWR-Fernsehredakteurs: „Verletzungen im Fußball statistisch auswerten“. Die Datenbank erfasst den Zeitraum seit 2009. Aufgrund der Angaben des studierten Statistik-Experten sind eindeutige Trends identifizierbar: Die Anzahl der Verletzungen nimmt zu. Dafür werden die Spieler schneller wieder fit beziehungsweise kehren eher auf den Platz zurück.
Dass das gesund ist, darf bezweifelt werden. Denn der Druck, möglichst kurz auszufallen, ist immens. Schließlich sind die Spieler für die Klubs das wichtigste Kapital. Siegels Seite bietet einen tiefen Einblick in die Thematik. Wer mag, kann sich die Daten für den jeweiligen Verein anschauen. Oder zu einzelnen Körperteilen. So viel sei verraten: Das Knie wie im Fall Nicolai Müller schafft es nur auf Platz zwei. Ganz oben ist ein Schenkel.
Ein Interview mit dem fussballverletzungen.com-Macher Fabian Siegel können Sie hier lesen.
Der Linktipp-Artikel stammt aus der Ausgabe Oktober/November 2017 des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.