17.07.2017
Diejenigen, die gegen die vor allem über die Sozialen Netzwerke verbreiteten Falschmeldungen vorgehen, heißen zum Beispiel Schmalbart-Netzwerk („Versachlichung und Klärung“), News Integrity Initiative oder Faktenfinder. Die ARD jedenfalls ist unter letzterem Namen seit Anfang April an vorderster Front dabei. Doch kann der Kampf gewonnen werden, wenn milliardenschwere Konzerne, zum Beispiel Facebook, nur einen geringen Teil ihrer gigantischen Gewinne aufwenden, um Fake News effektiv zu begegnen?
Mit „Tipps zum Erkennen von Falschnachrichten“ will das Zuckerberg-Unternehmen, das das Ende Juni vom Bundestag beschlossene Netzwerkdurchsetzungsgesetz („Löschgesetz“) ablehnt, seinen Usern helfen. Ein hehres Ziel. Doch was, wenn ein durchaus relevanter Teil der Konsumenten keinen Anstoß daran nimmt, dass klar ersichtlicher Unsinn in die Welt hinausgeblasen wird? Hauptsache, es unterhält und sorgt für Aufmerksamkeit.
Basieren nicht die meisten der Adel-Promi-Magazine seit Jahrzehnten auf dem angeblich neuen Fake-News-Konzept? Oder wie nennen Sie es, wenn eines dieser Klatschblätter hinausposaunt, dass der ehemalige Ersatzfahrlehrer irgendeiner Prinzessin möglicherweise eine nicht-eheliche Tochter gehabt haben könnte, obwohl dieser schon vor deren angeblicher Zeugung seit fünf Jahren tot war? Klar, das sind keine weltbewegenden News. Aber für die Reputation „der“ Medien ist es sicherlich nicht zuträglich, wenn ein ganzes Segment die Produktion von „Fake Facts“ als hauptsächliches Geschäftsmodell pflegt.
Früher nannte man „Faktenfinder“ ganz einfach „Journalisten“
Der Name „Faktenfinder“ für eine Überprüfungseinheit ist im Übrigen schon sehr bezeichnend. Man könnte über die Notwendigkeit dieses Konstrukts lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Früher, als Medienhäuser damit beschäftigt waren, Ideen zu entwickeln und nicht so ausgiebig damit, Stellen abzubauen, um noch „effizienter und schlagkräftiger“ zu sein, nannte man „Faktenfinder“ ganz einfach „Journalisten“.
Das waren gut ausgebildete und angemessen bezahlte Menschen, die Sachverhalte aufklärten und checkten, bevor sie die später in Beitragsform veröffentlichten. Und viele Journalisten zusammen nannte man „Redaktion“. Aber das ist lange her und klingt verdächtig nach „Opa erzählt vom Krieg“. Gute Nacht, John-Boy!
Dieser Artikel stammt aus der Print-Ausgabe des sportjournalist. Das Jahresabo kann direkt beim Meyer & Meyer Verlag abgeschlossen werden. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.
Autor: Clemens Gerlach
Auf diese Weisheit war in der Medienbranche immer Verlass: „No News are bad News“. Aber gilt das heutzutage auch noch für „Fake News“? Diese bewussten Falschmeldungen, also Lügen, die sich als Nachrichten tarnen, spalten die Gesellschaft. Für die einen ist es nur harmloser Schwachsinn, eines der Zeichen der Zeit, in der jeder alles immerzu und ortsunabhängig veröffentlichen kann. Für die anderen, und dazu zählen inzwischen viele Medieninstitutionen, ist es gefährliches Zeugs, das vermutlich sogar Wahlen entscheidet.Diejenigen, die gegen die vor allem über die Sozialen Netzwerke verbreiteten Falschmeldungen vorgehen, heißen zum Beispiel Schmalbart-Netzwerk („Versachlichung und Klärung“), News Integrity Initiative oder Faktenfinder. Die ARD jedenfalls ist unter letzterem Namen seit Anfang April an vorderster Front dabei. Doch kann der Kampf gewonnen werden, wenn milliardenschwere Konzerne, zum Beispiel Facebook, nur einen geringen Teil ihrer gigantischen Gewinne aufwenden, um Fake News effektiv zu begegnen?
Mit „Tipps zum Erkennen von Falschnachrichten“ will das Zuckerberg-Unternehmen, das das Ende Juni vom Bundestag beschlossene Netzwerkdurchsetzungsgesetz („Löschgesetz“) ablehnt, seinen Usern helfen. Ein hehres Ziel. Doch was, wenn ein durchaus relevanter Teil der Konsumenten keinen Anstoß daran nimmt, dass klar ersichtlicher Unsinn in die Welt hinausgeblasen wird? Hauptsache, es unterhält und sorgt für Aufmerksamkeit.
Basieren nicht die meisten der Adel-Promi-Magazine seit Jahrzehnten auf dem angeblich neuen Fake-News-Konzept? Oder wie nennen Sie es, wenn eines dieser Klatschblätter hinausposaunt, dass der ehemalige Ersatzfahrlehrer irgendeiner Prinzessin möglicherweise eine nicht-eheliche Tochter gehabt haben könnte, obwohl dieser schon vor deren angeblicher Zeugung seit fünf Jahren tot war? Klar, das sind keine weltbewegenden News. Aber für die Reputation „der“ Medien ist es sicherlich nicht zuträglich, wenn ein ganzes Segment die Produktion von „Fake Facts“ als hauptsächliches Geschäftsmodell pflegt.
Früher nannte man „Faktenfinder“ ganz einfach „Journalisten“
Der Name „Faktenfinder“ für eine Überprüfungseinheit ist im Übrigen schon sehr bezeichnend. Man könnte über die Notwendigkeit dieses Konstrukts lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Früher, als Medienhäuser damit beschäftigt waren, Ideen zu entwickeln und nicht so ausgiebig damit, Stellen abzubauen, um noch „effizienter und schlagkräftiger“ zu sein, nannte man „Faktenfinder“ ganz einfach „Journalisten“.
Das waren gut ausgebildete und angemessen bezahlte Menschen, die Sachverhalte aufklärten und checkten, bevor sie die später in Beitragsform veröffentlichten. Und viele Journalisten zusammen nannte man „Redaktion“. Aber das ist lange her und klingt verdächtig nach „Opa erzählt vom Krieg“. Gute Nacht, John-Boy!
Dieser Artikel stammt aus der Print-Ausgabe des sportjournalist. Das Jahresabo kann direkt beim Meyer & Meyer Verlag abgeschlossen werden. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.