11.12.2015 Professor Dr. Thomas Horky, Jahrgang 1965, leitet das Lehrgebiet Sportjournalismus und ist Studiengangleiter Journalistik an der Macromedia Hochschule in Hamburg. Schwerpunkt seiner Tätigkeit: die Verbindung von wissenschaftlicher Lehre mit berufspraktischer Erfahrung. Der frühere Sportjournalist setzt deshalb auch auf Veranstaltungen mit externen Gästen oder Redaktionsbesuchen (Foto: Witters).
sportjournalist: Herr Professor Horky, das Tätigkeitsfeld von Sportjournalisten ändert sich durch die Social-Media-Aktivitäten von Sportlern und Vereinen stark. Wie sollten wir damit umgehen?
Thomas Horky: Sportjournalisten sollten hoffentlich über mehr und andere Informationen verfügen als der Rezipient, denn schließlich können sie sich noch anderer Recherchewege bedienen. Sportjournalisten können aggregieren und kuratieren, das heißt, sie müssen die ganzen Kanäle wie Twitter, Facebook oder Instagram auswerten und bewerten.
sj: Mit welchem Ziel soll das geschehen?
Horky: Ich muss mich als Experte um den Mehrwert der dort veröffentlichten Nachrichten kümmern, bin Hinweisgeber über die Geschichte, die dahinter steckt, und muss damit dem Leser mehr bieten, der sonst nur die Statusmeldung des Vereins oder jeweiligen Profisportlers liest.
sj: Nun soll es auch Journalisten geben, die mit Facebook & Co. noch fremdeln. Was raten Sie denen?
Horky: Grundsätzlich müssen sich Sportjournalisten in Zukunft sehr stark mit Social Media beschäftigen. Da bleibt keine andere Wahl, das ist ab jetzt das tägliche Brot, auch um über alle Geschehnisse informiert zu bleiben. Was treibt die Rezipienten um? Was posten die aktiven Sportler? Blende ich die sozialen Netzwerke vollkommen aus, habe ich keine Chance mehr, meiner Aufgabe als gut informierter Berichterstatter gerecht zu werden.
sj: Welchen Einfluss wird das auf unsere Arbeit haben?
Horky: Die Berichterstattung vor allem im Sport muss zukünftig den Ausspielkanälen angepasst werden. Die Geschwindigkeitsberichterstattung in der Zeitung ist ja beispielsweise mit dem Internet obsolet geworden. Die Zeitung kann in der Geschwindigkeit nicht mit den sozialen Medien mithalten. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass aktuelle Spielberichterstattung in Zeitungen noch lange überleben wird.
sj: Was wird in Zukunft stattdessen der Schwerpunkt sein?
Horky: Die Geschichte dahinter, das läuft jetzt schon in den Wochenzeitungen zum Beispiel sehr gut. Da kann ich meine Story dem Abspielkanal anpassen. Kurzum: in der Zeitung Hintergrundberichterstattung, die ich auch ein paar Tage später noch lesen möchte, im Fernsehen die Live-Berichterstattung und in den digitalen Medien die begleitende, aktuelle Berichterstattung inklusive Bewertung.
sj: Wie präsent sind Sportjournalisten in den digitalen Medien?
Horky: Wir haben für die Olympischen Winterspiele in Sotschi eine Studie ausgewertet und dafür führende Onlinemedien sowie traditionelle Medien und alle Tweets der akkreditierten deutschen Journalisten analysiert.
sj: Was haben Sie herausgefunden?
Horky: Auffällig ist, dass die Bedeutung von Social Media auf den Sportjournalismus noch überschätzt wird. Es ist wenig Einfluss der in den sozialen Netzwerken diskutierten Themen auf die Berichterstattung in den klassischen Medien festzustellen. Und andererseits eben, dass wenig bis kaum Sportjournalisten während der Olympischen Spiele in den sozialen Medien aktiv waren. Und wenn, dann weitgehend nur, um auf diese Weise ihre eigenen Beiträge in den klassischen Medien zu verbreiten. Es wurden beispielsweise keine Rechercheerkenntnisse veröffentlicht.
sj: Sind Ihre Ergebnisse für alle Sportarten gültig? Oder nur für die olympischen Wintersportarten?
Horky: Diese Erkenntnisse gelten nicht für den Fußball: Dort stellen wir fest, dass eine gegenseitige Beeinflussung der sozialen Medien auf die Berichterstattung und umgekehrt vorhanden ist. Also Themen daraus werden durchaus in den klassischen Medien thematisiert und darin fortgeführt.
sj: Welche Chance sehen Sie in den digitalen Medien für uns Sportjournalisten?
Horky: Ein eigenes Medium zu werden, ist eine große Chance, die es zu nutzen gilt. Und auf der anderen Seite bietet es sich damit gleichzeitig an, das Medium, für das man arbeitet, zu stärken. Neue Rezipienten zu gewinnen über die sozialen Medien, weil man dort seine Beiträge und Geschichten anteasert. Und warum auch nicht eigene Medien gründen, es gibt ja immer wieder Beispiele, wo das hervorragend funktioniert.
sj: An welche Beispiele denken Sie?
Horky: Die Seite Spielverlagerung, bei der auch einer meiner Studenten mitarbeitet, hat sich beispielsweise innerhalb kürzester Zeit eine hohe Expertise für taktische Analyse von Fußballspielen erarbeitet. Die Seite wird mittlerweile auch von klassischen Medien zitiert. Das ist ein klasse Vorbild. Nur Mut!
Mit Professor Dr. Thomas Horky sprach Thorsten Poppe
sportjournalist: Herr Professor Horky, das Tätigkeitsfeld von Sportjournalisten ändert sich durch die Social-Media-Aktivitäten von Sportlern und Vereinen stark. Wie sollten wir damit umgehen?
Thomas Horky: Sportjournalisten sollten hoffentlich über mehr und andere Informationen verfügen als der Rezipient, denn schließlich können sie sich noch anderer Recherchewege bedienen. Sportjournalisten können aggregieren und kuratieren, das heißt, sie müssen die ganzen Kanäle wie Twitter, Facebook oder Instagram auswerten und bewerten.
sj: Mit welchem Ziel soll das geschehen?
Horky: Ich muss mich als Experte um den Mehrwert der dort veröffentlichten Nachrichten kümmern, bin Hinweisgeber über die Geschichte, die dahinter steckt, und muss damit dem Leser mehr bieten, der sonst nur die Statusmeldung des Vereins oder jeweiligen Profisportlers liest.
sj: Nun soll es auch Journalisten geben, die mit Facebook & Co. noch fremdeln. Was raten Sie denen?
Horky: Grundsätzlich müssen sich Sportjournalisten in Zukunft sehr stark mit Social Media beschäftigen. Da bleibt keine andere Wahl, das ist ab jetzt das tägliche Brot, auch um über alle Geschehnisse informiert zu bleiben. Was treibt die Rezipienten um? Was posten die aktiven Sportler? Blende ich die sozialen Netzwerke vollkommen aus, habe ich keine Chance mehr, meiner Aufgabe als gut informierter Berichterstatter gerecht zu werden.
sj: Welchen Einfluss wird das auf unsere Arbeit haben?
Horky: Die Berichterstattung vor allem im Sport muss zukünftig den Ausspielkanälen angepasst werden. Die Geschwindigkeitsberichterstattung in der Zeitung ist ja beispielsweise mit dem Internet obsolet geworden. Die Zeitung kann in der Geschwindigkeit nicht mit den sozialen Medien mithalten. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass aktuelle Spielberichterstattung in Zeitungen noch lange überleben wird.
sj: Was wird in Zukunft stattdessen der Schwerpunkt sein?
Horky: Die Geschichte dahinter, das läuft jetzt schon in den Wochenzeitungen zum Beispiel sehr gut. Da kann ich meine Story dem Abspielkanal anpassen. Kurzum: in der Zeitung Hintergrundberichterstattung, die ich auch ein paar Tage später noch lesen möchte, im Fernsehen die Live-Berichterstattung und in den digitalen Medien die begleitende, aktuelle Berichterstattung inklusive Bewertung.
sj: Wie präsent sind Sportjournalisten in den digitalen Medien?
Horky: Wir haben für die Olympischen Winterspiele in Sotschi eine Studie ausgewertet und dafür führende Onlinemedien sowie traditionelle Medien und alle Tweets der akkreditierten deutschen Journalisten analysiert.
sj: Was haben Sie herausgefunden?
Horky: Auffällig ist, dass die Bedeutung von Social Media auf den Sportjournalismus noch überschätzt wird. Es ist wenig Einfluss der in den sozialen Netzwerken diskutierten Themen auf die Berichterstattung in den klassischen Medien festzustellen. Und andererseits eben, dass wenig bis kaum Sportjournalisten während der Olympischen Spiele in den sozialen Medien aktiv waren. Und wenn, dann weitgehend nur, um auf diese Weise ihre eigenen Beiträge in den klassischen Medien zu verbreiten. Es wurden beispielsweise keine Rechercheerkenntnisse veröffentlicht.
sj: Sind Ihre Ergebnisse für alle Sportarten gültig? Oder nur für die olympischen Wintersportarten?
Horky: Diese Erkenntnisse gelten nicht für den Fußball: Dort stellen wir fest, dass eine gegenseitige Beeinflussung der sozialen Medien auf die Berichterstattung und umgekehrt vorhanden ist. Also Themen daraus werden durchaus in den klassischen Medien thematisiert und darin fortgeführt.
sj: Welche Chance sehen Sie in den digitalen Medien für uns Sportjournalisten?
Horky: Ein eigenes Medium zu werden, ist eine große Chance, die es zu nutzen gilt. Und auf der anderen Seite bietet es sich damit gleichzeitig an, das Medium, für das man arbeitet, zu stärken. Neue Rezipienten zu gewinnen über die sozialen Medien, weil man dort seine Beiträge und Geschichten anteasert. Und warum auch nicht eigene Medien gründen, es gibt ja immer wieder Beispiele, wo das hervorragend funktioniert.
sj: An welche Beispiele denken Sie?
Horky: Die Seite Spielverlagerung, bei der auch einer meiner Studenten mitarbeitet, hat sich beispielsweise innerhalb kürzester Zeit eine hohe Expertise für taktische Analyse von Fußballspielen erarbeitet. Die Seite wird mittlerweile auch von klassischen Medien zitiert. Das ist ein klasse Vorbild. Nur Mut!
Mit Professor Dr. Thomas Horky sprach Thorsten Poppe