Vor allem der Skisport hat Werner Junge sein ganzes Leben begleitet. In seiner Jugend war er einer der vielseitigsten im Zittauer Gebirge, wurde mehrmals Bezirksmeister in der Vierkombination. Dazu gehörten Skispringen, Langlauf, Torlauf und Abfahrt. Entscheidend für Junges Lebensweg jedoch war 1961 ein Kanurennen in Stuttgart-Bad Cannstatt auf dem Neckar.
Bei dieser Regatta war Junge, der 1957 aus Görlitz nach Stuttgart geflohen war, Bruno Moravetz über den Weg gelaufen. Beide kannten sich, weil Junge regelmäßig das DSV-Skiorgan, das Moravetz betreut hatte, mit Texten beliefert hatte. „Der Schwäbische Skiverband sucht einen Geschäftsführer“, sagte Moravetz. Obwohl der gelernte Feinmechaniker Junge, der sich über ein Fernstudium Kenntnisse der journalistischen Darstellungsformen erworben hatte, nicht vor Begeisterung sprühte, traf er sich mit dem Präsidenten (Junge-Foto: Uli Hugger).
Beide wurden sich einig, dass Junge die Geschicke des Verbandes, der damals 28.000 Mitglieder hatte, führen sollte. Allerdings stellte Junge eine Bedingung: „Ich will weiter journalistisch tätig sein.“ Dies wurde ihm, der unter anderem für dpa, die Stuttgarter Nachrichten, Sontag Aktuell, den Stuttgarter Sportbericht und die Welt geschrieben hatte, gewährt. Daneben verfasste Junge Ratgeber über Skiwanderwege in den Mittelgebirgen und deutschen Alpen.
„‚Mora’ war schon ein Mentor von mir“, sagt Junge anlässlich seines 80. Geburtstages. Begegnet sind sich der freie Schreiber und der damalige ZDF-Reporter bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, bei Weltcups und Deutschen Meisterschaften. Immer in den nordischen Disziplinen Langlauf und Skispringen. Gemeinsam mit dem Kollegen Gerd Mehl (ARD) haben Moravetz und Junge auch die Kunstfigur „Professor Arne Leybusch“ zum Leben erweckt und immer wieder Zitate von ihm in ihre Berichte und Reportagen eingearbeitet.
Werner Junge wurde 2022 mit seinem Ausscheiden aus dem VSW-Vorstand zum Ehrenmitglied ernannt
Geplant war auch die Gründung des „Verein zur Förderung des sauberen Schrifttums im Nordischen Skisport“. Den entsprechenden Stempel gibt es noch, der Verein existierte nie. 1975 landete Werner Junge beim Verein Sportpresse Baden-Württemberg. Weil gerade eine Verjüngung des Vorstandes anstand, übernahm er den Posten des Schatzmeisters und Geschäftsführers. Beide Aufgaben übte er bis 2022 aus. Mit seinem Ausscheiden aus dem Vorstand wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Als Geschäftsführer des Schwäbischen Skiverbandes hat er 1968 die Verbandszeitschrift Die Skispur gegen Widerstände und Bedenken aufgelegt. Im Jahr nach seinem Übergang in den Ruhestand feierte das Verbandsorgan das 50. Jubiläum. „Das will ich noch mitmachen“, sagte Junge. Den Job beim VSW behielt er noch lange. Am 1. Oktober ist Werner Junge mit 87 Jahren in Stuttgart gestorben.
Klaus-Eckhard Jost