Zum Tode von Hans Wilhelm Gäb

Er war ein Philantrop auf allen Ebenen

21.04.2025

Hans Wilhelm Gäb wusste, was er tat. Und er wusste, was er sagte. Konsequenz war etwas, das sein Leben auszeichnete. Nun ist das Mitglied des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten im Alter von 89 Jahren verstorben.

 

Hans Wilhelm Gäb war Sportjournalist, angefangen hat er bei Düsseldorfer Tageszeitungen und beim Sport-Informations-Dienst. Das hat uns lebenslang verbunden. Ich kann immer noch nicht begreifen, dass er nicht mehr unter uns ist. Gestorben am 13. April, im Alter von 89 Jahren. Das kann doch gar nicht sein.

Gäb war das, was man einen Philantropen nennt, einen Menschenfreund. Und trotzdem einer, der seine Meinung sagte, unmissverständlich, nicht laut, aber immer klar und bestimmt. Das machte ihn aus. Gäb wusste, was er tat, er wusste, was er sagte. Gäb wusste um die Wirkung seiner Formulierungen. Ich erinnere Reden, die anders waren als andere Reden: Sie hatten Gehalt, wo andere nur Sätze aneinanderreihten (Logo: Verband Westdeutscher Sportjournalisten).

Ich erinnere, dass er Nachfolger des charismatischen Willi Daume werden sollte als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland. Es gab keinen Besseren als Gäb. Seine Lebertransplantation stand dem im Weg. Er war das, was man sich als ideale Kombination von Sport und Politik vorstellte, einer, der um seine Wirkung wusste, sie aber nie in den Vordergrund stellte. Gäb war ein Sportler durch und durch, einer, der mit unbändiger Freude gewinnen konnte – und stets mit Würde verlor. Wenn es einen im deutschen Sport gegeben hat, dem Fairness die höchste aller Orientierungen war, dann war es Hans Wilhelm Gäb.

Michael Ilgner, von Gäb zu seinem Nachfolger als Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe gemacht, sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gerade einen Satz, der mich tief beeindruckt hat. Weil es keinen besseren gibt, wenn man Hans Wilhelm Gäb beschreibt. „Er hatte den stärksten inneren Kompass, den ich jemals in der Sportpolitik erlebt habe.“

Hans Wilhelm Gäbs Leben ist eine Erfolgsgeschichte. Sportjournalist, Tischtennis-Nationalspieler, 45 lange Jahre arbeitete er in unterschiedlichen Positionen für den DTTB. 2020 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen, die Ruhmeshalle war seine Idee. Und er stimmte erst zu, als er sicher wusste, dass sein Vater nicht in der SS gewesen war. Das war damals die große Diskussion, weil es doch einige gab, die in die Hall of Fame aufrückten, aber ihre Vergangenheit im Nationalsozialismus verschwiegen (Foto Hella und Hans Wilhelm Gäb: privat/DTTB).

Gäb gründete die Auto Zeitung und war Chefredakteur des Blattes, danach rückte er in den Vorstand der Ford AG auf, wechselte zur Opel AG nach Rüsselsheim. Am Ende amtierte er als Vizepräsident der Opel AG Europa in Zürich – und trat 1998 aus Protest gegen den Kurs des Mutterkonzerns aus dem Aufsichtsrat zurück. Auch den Olympischen Orden des Internationalen Olympischen Komitees gab er 2016 zurück, weil der Kurs des olympischen Zirkels im Umgang mit dem Dopingbetrug Russlands nicht seiner sein konnte.

Konsequenz war etwas, das Gäbs Leben auszeichnete. Und zwar in jeder Hinsicht und auf jeder Ebene. Das war es. Konsequenz. Gäb folgte immer seiner Richtschnur, ein Menschenfreund. Was für ein immenser Verlust, dass dieser große Sportführer – er hätte dieses Wort niemals selbst gebraucht – nicht mehr unter uns ist. Ruhe in Frieden, Hans Wilhelm Gäb.

Der Autor Dr. Christoph Fischer ist Präsident des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten, dem Hans Wilhelm Gäb angehörte. Auf der Facebook-Seite des VWS finden Sie eine längere Fassung des Nachrufes. Bitte klicken Sie dazu hier. Wir danken dem Deutsche Tischtennis-Bund, die beiden Gäb-Fotos nutzen zu dürfen.