09.12.2015
sportjournalist: Herr Wontorra, warum machen Sie Schluss mit 66, Ihr früherer Doppelpartner Udo Lattek ging erst mit 76?
Wontorra: Ich habe immer gesagt: Ich möchte gehen, wenn die Leute es noch mit einem kleinen Bedauern registrieren. Und ich hatte ein traumatisches Erlebnis, als mein Vater ein paar Monate vor seiner Pensionierung einen Schlaganfall bekam und all seine privaten Ziele nicht mehr realisieren konnte. Dies beeinflusst die eigene Lebensplanung beträchtlich.
sj: Katja Ebstein singt „Abschied ist ein bisschen wie sterben“.
Wontorra: Schönes Lied, aber ungeeigneter Text. Abschied ist auch Aufbruch in ein neues Leben, und darauf freue ich mich. „Think positive“ heißt mein Grundsatz, der mich immer weitergebracht hat.
sj: Sie könnten Ihre Erinnerungen aufschreiben wie die Kollegen Werner Hansch, Waldemar Hartmann oder Dieter Kürten.
Wontorra: Ich werde nie ein Memoirenbuch schreiben, denn die wirklich wahren und auch brisanten Geschichten aus der Branche möchte ich lieber für mich behalten. Und die anderen Geschichten sind langweilig. Ich möchte auch keine Geschichten verdrehen, nur damit sie spannenden Stoff für ein Buch liefern.
sj: Als Journalist schrieben Sie auch Kolumnen für den Weser Kurier. Bleibt es dabei? Oder gibt es andere berufliche Pläne?
Wontorra: Ich werde gern weiter meine Kolumne schreiben, über den Rest denke ich nach, wenn ich genug genossen habe. Das dürfte aber frühestens im nächsten Jahr sein.
sj: Schreiben, Radio, Fernsehen – was war die größte Herausforderung?
Wontorra: Fernsehen, vor allem Live-Sendungen. Wir Sportmoderatoren arbeiten ja weiter ohne Teleprompter, da kann also schon mal ein Satz verrutschen, aber das macht die Arbeit in diesem Medium erst aus. Wenn etwas nicht klappt, dann bist du gefordert. Aber wenn du es dann trotzdem irgendwie hinbekommen hast, spürst du auch ein großes Stück Freude in dir.
sj: Zum Beispiel beim Doppelpass?
Wontorra: Meine größte Herausforderung, weil keine Sendung so ablief, wie sie auf dem Plan stand. Wir mussten ständig improvisieren und reagieren. Genau das aber hat bei mir die Spielfreude entwickelt, die man als Moderator braucht, um ein Publikum zu überzeugen.
sj: Sie haben auch Unterhaltung gemacht, zum Beispiel Bitte melde Dich.
Wontorra: Ich habe viele Unterhaltungssendungen gemacht. Bitte melde Dich sogar für regelmäßig sechs Millionen Zuschauer. Da nach würden sich die Geschäftsführer bei Sat.1 heute die Finger lecken. Aber Unterhaltung war für mich, offen gestanden, nur eine gute Möglichkeit, mein späteres Leben abzusichern. Denn da waren die Honorare einfach besser.
sj: Gibt es einen Star, den Sie gerne als Gast begrüßt hätten, der aber nie kommen wollte?
Wontorra: Otto Rehhagel wollte nie kommen. Er hat immer gesagt, er geht in keine „Sabbelrunde“. Da er sich auch bei jeder anderen Talkshow daran gehalten hat, war das für mich in Ordnung.
sj: Frauen waren so gut wie nie dabei.
Wontorra: Frauen haben das Glück, ausgleichender zu sein als Männer. Dies ist ein großer Vorzug im richtigen Leben, aber nicht wirklich hilfreich für eine Talkshow, die polarisieren will. Und Männer sind in Gegenwart von Frauen meist höflicher als in einer reinen Herrenrunde. Auch das trifft den Sinn von Stammtischgesprächen nicht unbedingt.
sj: „Fernsehen mache ich noch einmal in meinem Leben“, sagten Sie zum Abschied auf Sport1. Wann und wo gibt es das Comeback?
Wontorra: Siehe oben – ab Januar mache ich mir mal Gedanken. Und wenn ich dann immer noch Lust auf Freizeit habe, mache ich halt weiter in Freizeit.
Mit Jörg Wontorra sprach Wolfgang Uhrig
Jörg Wontorra, 66, hat sich nach elf Jahren und 419 Sendungen als Moderator der Kultsendung „Doppelpass“ auf Sport1 verabschiedet. Mit Wontorra geht ein Urgestein, das auf 40 Jahre Radio und Fernsehen zurückblicken kann: Sportchef bei Radio Bremen, Moderator der ARD-Sportschau und bei ran von Sat1.
sportjournalist: Herr Wontorra, warum machen Sie Schluss mit 66, Ihr früherer Doppelpartner Udo Lattek ging erst mit 76?
Wontorra: Ich habe immer gesagt: Ich möchte gehen, wenn die Leute es noch mit einem kleinen Bedauern registrieren. Und ich hatte ein traumatisches Erlebnis, als mein Vater ein paar Monate vor seiner Pensionierung einen Schlaganfall bekam und all seine privaten Ziele nicht mehr realisieren konnte. Dies beeinflusst die eigene Lebensplanung beträchtlich.
sj: Katja Ebstein singt „Abschied ist ein bisschen wie sterben“.
Wontorra: Schönes Lied, aber ungeeigneter Text. Abschied ist auch Aufbruch in ein neues Leben, und darauf freue ich mich. „Think positive“ heißt mein Grundsatz, der mich immer weitergebracht hat.
sj: Sie könnten Ihre Erinnerungen aufschreiben wie die Kollegen Werner Hansch, Waldemar Hartmann oder Dieter Kürten.
Wontorra: Ich werde nie ein Memoirenbuch schreiben, denn die wirklich wahren und auch brisanten Geschichten aus der Branche möchte ich lieber für mich behalten. Und die anderen Geschichten sind langweilig. Ich möchte auch keine Geschichten verdrehen, nur damit sie spannenden Stoff für ein Buch liefern.
sj: Als Journalist schrieben Sie auch Kolumnen für den Weser Kurier. Bleibt es dabei? Oder gibt es andere berufliche Pläne?
Wontorra: Ich werde gern weiter meine Kolumne schreiben, über den Rest denke ich nach, wenn ich genug genossen habe. Das dürfte aber frühestens im nächsten Jahr sein.
sj: Schreiben, Radio, Fernsehen – was war die größte Herausforderung?
Wontorra: Fernsehen, vor allem Live-Sendungen. Wir Sportmoderatoren arbeiten ja weiter ohne Teleprompter, da kann also schon mal ein Satz verrutschen, aber das macht die Arbeit in diesem Medium erst aus. Wenn etwas nicht klappt, dann bist du gefordert. Aber wenn du es dann trotzdem irgendwie hinbekommen hast, spürst du auch ein großes Stück Freude in dir.
sj: Zum Beispiel beim Doppelpass?
Wontorra: Meine größte Herausforderung, weil keine Sendung so ablief, wie sie auf dem Plan stand. Wir mussten ständig improvisieren und reagieren. Genau das aber hat bei mir die Spielfreude entwickelt, die man als Moderator braucht, um ein Publikum zu überzeugen.
sj: Sie haben auch Unterhaltung gemacht, zum Beispiel Bitte melde Dich.
Wontorra: Ich habe viele Unterhaltungssendungen gemacht. Bitte melde Dich sogar für regelmäßig sechs Millionen Zuschauer. Da nach würden sich die Geschäftsführer bei Sat.1 heute die Finger lecken. Aber Unterhaltung war für mich, offen gestanden, nur eine gute Möglichkeit, mein späteres Leben abzusichern. Denn da waren die Honorare einfach besser.
sj: Gibt es einen Star, den Sie gerne als Gast begrüßt hätten, der aber nie kommen wollte?
Wontorra: Otto Rehhagel wollte nie kommen. Er hat immer gesagt, er geht in keine „Sabbelrunde“. Da er sich auch bei jeder anderen Talkshow daran gehalten hat, war das für mich in Ordnung.
sj: Frauen waren so gut wie nie dabei.
Wontorra: Frauen haben das Glück, ausgleichender zu sein als Männer. Dies ist ein großer Vorzug im richtigen Leben, aber nicht wirklich hilfreich für eine Talkshow, die polarisieren will. Und Männer sind in Gegenwart von Frauen meist höflicher als in einer reinen Herrenrunde. Auch das trifft den Sinn von Stammtischgesprächen nicht unbedingt.
sj: „Fernsehen mache ich noch einmal in meinem Leben“, sagten Sie zum Abschied auf Sport1. Wann und wo gibt es das Comeback?
Wontorra: Siehe oben – ab Januar mache ich mir mal Gedanken. Und wenn ich dann immer noch Lust auf Freizeit habe, mache ich halt weiter in Freizeit.
Mit Jörg Wontorra sprach Wolfgang Uhrig