Einsteiger VDS-Stipendiaten Gömmel und Peil – „Weiter kritischen Qualitätsjournalismus liefern“

Serie „Einsteiger, Aussteiger, Umsteiger“

11.09.2017

Ole-Jonathan Gömmel (21) und Noah Dane Peil (19) haben im September 2016 als VDS-Stipendiaten an der Hochschule Macromedia in Hamburg das Studium des Sportjournalismus begonnen. Dem sportjournalist erklären die beiden, was bislang gelaufen ist und noch folgen soll.

 

sportjournalist: Ihr seid seit einem Jahr an der Macromedia. Haben sich Eure Erwartungen hinsichtlich des Studiums erfüllt?

Noah Dane Peil: Definitiv, das Studium ist unheimlich praxisnah und crossmedial. Es wird einem alles beigebracht, was man braucht. So hätte ich mir das auch vor dem Studium vorgestellt.

Ole-Jonathan Gömmel: Größtenteils. Wenn ich Bilanz ziehe, muss ich zugeben, dass mir das Studium großen Spaß bereitet.

sj: Also noch immer Lust auf Sportjournalismus?

Gömmel: Durch die ersten Einblicke in die Branche und das Arbeitsfeld ist meine Lust nur noch größer geworden. Natürlich liegt noch ein langer Weg vor mir, aber ich bin immer noch bereit, ihn zu gehen. Später einmal als Sportjournalist zu arbeiten ist mein absoluter Traum. Daran hat sich noch nichts geändert.

Peil: Die Arbeit ist abwechslungsreich, die Themen sind hochspannend. Ich habe mir, bevor ich mich entschieden habe, Sportjournalismus zu studieren, viele Gedanken gemacht und bemerkt, dass das dass Ressort ist, in dem ich arbeiten möchte. Ich habe richtig Bock darauf.

sj: Was waren die Inhalte des ersten Jahres?

Gömmel: In den ersten zwei Semestern liegt der Fokus natürlich noch nicht explizit auf dem Feld des Sportjournalismus. Politik, Recht und Ethik sind aber auch spannende Felder, in denen die Unterrichtseinheiten ziemlich unterhaltsam waren.

Peil: Das erste Jahr war wirklich abwechslungsreich. Natürlich haben wir uns die klassischen Formate angeschaut und gelernt, wie man einen guten Film erstellt und richtig zu recherchieren. Aber auch Betriebswirtschaftslehre und Statistik standen auf dem Plan. Das war zwar manchmal zäh, aber es gehört zu einer umfangreichen Ausbildung dazu.

sj: Was steht in den nächsten Semestern bei Euch an?

Peil: Jetzt geht es erst einmal ins Auslandssemester nach Madrid. Ich freue mich darauf, die spanische Kultur kennenzulernen. Danach behandeln wir Livekommentierung, das wird bestimmt spannend. Das sechste Semester ist ein Praxissemester. Mal sehen, wo es mich im Praktikum hintreibt. 

Gömmel: Wie Noah werde ich demnächst in Spanien sein, allerdings zieht es mich ein wenig südlicher – nach Sevilla. Es ist schön nach den ersten zwei Semestern, die doch recht lernintensiv waren, eine neue aufregende Erfahrung in Form des Auslandsemesters zu machen. Mit den Themen für die Semester IV und V habe ich mich noch nicht wirklich befasst. Das mache ich, wenn ich wieder hier bin.

sj: Welche Vorteile hat aus Eurer Sicht das Studium an der Macromedia?

Peil: Mit Sicherheit die Breite der Ausbildung. Wir lernen nicht nur den klassischen Journalismus kennen. Wir lernen auch, wie ein Startup gegründet wird und welche Schwierigkeiten es dabei geben kann.

Gömmel: Ein großer Vorteil ist die Größe der Kurse. Da meist nur um die zehn Kommilitonen neben einem die Schulbank drücken, ist es viel einfacher, sich auf den Unterricht zu fokussieren und das Gelernte auch im Kopf zu behalten. Außerdem sind die engen Bindungen zu den Dozenten ein großer Vorteil. Egal ob man eine Frage oder ein Problem hat – die Lehrbeauftragten haben immer ein offenes Ohr und sind sehr hilfsbereit (Foto Absolvent Patrick Berger und Macromedia-Professor Dr. Thomas Horky: Sudheimer).

Peil: Das habe ich auch so erlebt. Der leichte Zugang zu den Lehrkräften ist etwas ganz Besonderes. Das halt ich für nicht selbstverständlich. Wir hatten auch viele interessante Gäste an der Universität, zum Beispiel Stefan Aust. Das war eines meiner Highlights. Der Mann weiß genau, wovon er spricht. Er hat uns wertvolle Tipps gegeben.

Gömmel: Besonders positiv aufgefallen ist mir zudem die Studentengemeinschaft an der Macromedia. Es ist nicht so anonym, wie ich das aus der Schule kannte. Die Studenten kennen sich semesterübergreifend, feiern zusammen und realisieren gemeinsam Projekte. Das ist ein tolles Umfeld.

sj: Arbeitet Ihr an speziellen Projekten oder auch schon freiberuflich?

Gömmel: Ich habe seit November vergangenen Jahres in der DuMont-Mediengruppe gearbeitet. Vom Schreiben für ein Magazin bis hin zum Erstellen von Beiträgen für die Hamburger Morgenpost und der Arbeit im Native-Advertising-Team des Verlages konnte ich dort viele Erfahrungen sammeln. Nach meinem Auslandssemester geht es für mich drei Monate lang in die Sportredaktion des Hamburger Abendblattes. Da freue ich mich schon sehr drauf.

Peil: Ich war bis vor kurzem im Praktikum in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost. Das war unglaublich lehrreich. Ich habe immer Interesse, neue und spannende Aufgaben zu finden.

sj: Ihr seid noch nicht sehr lange dabei, aber deuten sich bei Euch schon Schwerpunkte einer künftigen Tätigkeit an?

Gömmel: Auf ein spezielles Medium habe ich mich noch nicht festgelegt. Ich versuche, während meines Studiums in allen Bereichen Erfahrungen zu sammeln, um mich dann anschließend für das Richtige zu entscheiden. Thematisch bin ich neben dem Fußball vor allem im Basketball zu Hause. Ich habe in den vergangenen Monaten auch gemerkt, dass die guten Geschichten nicht immer in den bekannten Sportarten zu finden sind. Deswegen lasse ich mich auch gerne von Neuem überraschen.

Peil: Es gibt so viele spannende Tätigkeitsbereiche. Mein Praktikum bei der Mopo hat mich näher an den Print gebracht, nach wie vor finde ich das Fernsehen spannend. Ich bin ein großer Fußball- und Formel-1-Fan. Ich verschließe mich aber auch nicht anderen Sportarten und habe zuletzt einen Artikel über BMX-Race geschrieben, das ist auch eine beeindruckende Sportart (Foto: sampics Photographie/Augenklick).

sj: Was hat dich vor allem beeindruckt?

Peil: Einer meiner Interviewpartner hat mir erzählt, er habe sich in 14 Jahren zwei Wirbel gebrochen und lakonisch „Ist eine gute Bilanz für die Zeit“ hinzugefügt. Ich finde Extremsportarten wirklich beeindruckend. Vielleicht auch, weil ich selbst nicht den Mumm für so etwas hätte. Ich bin ganz froh, darüber berichten und staunen zu können.

sj: Was seht Ihr als die größten Herausforderungen für Journalisten in der Zukunft?

Peil: Spannend wird der Umgang mit Roboterjournalismus. Das wird für unsere Generation ein ganz großes Thema. Ich glaube aber nicht, dass das ein Problem wird. Automatisierte Texterstellung wird vielleicht sogar ein guter Helfer für uns Journalisten. 

Gömmel: Ich glaube, dass die größte Herausforderung darin besteht, weiter kritischen Qualitätsjournalismus zu liefern. Bei den Steinen, die einem von Vereinen und Verbänden in Sachen Berichterstattung mittlerweile in den Weg gelegt werden, ist es wichtig, dass der Journalist nicht einknickt und zu einer Marionette wird. Unabhängigkeit und Objektivität sind wichtiger denn je.

Mit Ole-Jonathan Gömmel und Noah Dane Peil sprach Clemens Gerlach

Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe August/September 2017 des sportjournalist, Das Jahresabo kann direkt beim Meyer & Meyer Verlag abgeschlossen werden. Mitglieder des VDS können sich die Hefte als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.