14.12.2016
Im Rückblick auf Rio 2016 sollte man sich aber auch vergegenwärtigen: Der erste große Meilenstein der medialen Darstellung des Spektakels im Zeichen der fünf Ringe wurde vor 80 Jahren gesetzt. Mit den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin. Mit der zynischen Propaganda-Show der Nationalsozialisten nach innen und nach außen. Interessant beim Blick auf 1936: Die Nazis hatten die Gelegenheit, ihr mediales Auftreten unter Ernstfall-Bedingungen zu testen. Schließlich fanden vom 6. bis 16. Februar 1936 die Olympischen Winterspiele statt (Foto: Offizielles Olympia-Plakat des Münchner Künstlers Ludwig Hohlwein).
„Garmisch-Partenkirchen kam genau recht, um Berlin vorzubereiten“, sagt Peter Schwarz. Der Vorsitzende des Historischen Vereins Grainau hat für die Dauerausstellung „Die Kehrseite der Medaille“ über die Winterspiele vor 80 Jahren in den altehrwürdigen Gemäuern des Ski-Olympiastadions in Garmisch-Partenkirchen den Themenbereich Presse, Medien und Organisation zusammengestellt. „Das war der Anfang“, sagt Schwarz, „vielleicht haben sie es deshalb so groß aufgezogen.“ Dabei musste die Premiere des Fernsehens als Übertragungsmedium der NS-Propaganda noch bis Berlin warten.
Mit der Berichterstattung über die Olympischen Spiele im Deutschen Reich 1936 in Garmisch-Partenkirchen und in Berlin begann eine Form der Medien-Nutzung, die bis heute anhält. Denn ähnlich den braunen Propaganda-Meistern von 1936 nutzten in den folgenden Jahrzehnten politische Gastgeber und sportliche Gestalter die Macht der medialen Möglichkeiten. Mal mit mehr, mal mit weniger Unterstützung der IOC-Granden. Diese Nutzwerte beschränken sich nicht nur auf die möglicherweise zuerst in den Sinn kommenden Spiele von Peking und Sotchi.
Dieses Nutzwerts bedient sich schließlich auch das Internationale Olympische Komitee mit seinen finanziell äußerst ergiebigen Kanälen, vorneweg das Olympic Broadcasting Services (OBS), das in Rio fast alle Fernsehbilder quer über den Planeten lieferte. Natürlich waren alle sportlichen Höhepunkte darunter und die besonderen olympischen Momente, wie etwa das Diskus-Gold des „falschen“ Harting und dessen folgende Selbstdemontage. Aber aufs Ganze gesehen kann die Auswahl der gezeigten Bilder nicht überraschen. Wurden leere Tribünen gezeigt? Die große Militärpräsenz? Oder politische Proteste? Allerhöchstens durch Unaufmerksamkeit oder Zufall.
Diese Erfahrungen und die sich abzeichnende Entwicklung ist umso mehr ein Auftrag an unsere journalistische Tagesarbeit: Sich nicht aus Bequemlichkeit oder wegen Sparzwängen dieser wohlfeilen Angebote zu bedienen, sondern kritisch und professionell damit umzugehen.
Trotz der auf den ersten Blick komfortablen Informationsfülle bleibt die kritische Betrachtung und eigene Recherche unabdingbar. Auf den ersten Blick mutet diese Aufforderung wie eine Binsenweisheit an, aber angesichts der Entwicklung der vergangenen acht Jahrzehnte ist es eine dringende Notwendigkeit. Das haben schon die Spiele von 1936 gelehrt.
Dieser Artikel stammt aus der Oktober-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.
Autor: Albert Mehl
Olympische Spiele sind nicht nur ein nach wie vor besonderes, sportliches Ereignis mit Alleinstellungsmerkmal. Olympische Spiele als sportliche Großereignisse sind in der Regel auch ein Spiegelbild des aktuellen Stands der technischen Entwicklung der Medien. Im Rückblick auf die Sommerspiele in Rio de Janeiro war es die Vielzahl der Online-Dienste, anhand derer sich jeder noch so auf eine bestimmte Sportart fixierte Interessierte aktuell über das Geschehen informieren konnte. Man musste sich nur allein die vielen unterschiedlichen Streaming-Dienste anschauen, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) anboten, um möglichst umfassend über das Abschneiden der deutschen Athleten zu berichten. Oder die umfangreichen Online-Angebote der Fernsehsender.Im Rückblick auf Rio 2016 sollte man sich aber auch vergegenwärtigen: Der erste große Meilenstein der medialen Darstellung des Spektakels im Zeichen der fünf Ringe wurde vor 80 Jahren gesetzt. Mit den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin. Mit der zynischen Propaganda-Show der Nationalsozialisten nach innen und nach außen. Interessant beim Blick auf 1936: Die Nazis hatten die Gelegenheit, ihr mediales Auftreten unter Ernstfall-Bedingungen zu testen. Schließlich fanden vom 6. bis 16. Februar 1936 die Olympischen Winterspiele statt (Foto: Offizielles Olympia-Plakat des Münchner Künstlers Ludwig Hohlwein).
„Garmisch-Partenkirchen kam genau recht, um Berlin vorzubereiten“, sagt Peter Schwarz. Der Vorsitzende des Historischen Vereins Grainau hat für die Dauerausstellung „Die Kehrseite der Medaille“ über die Winterspiele vor 80 Jahren in den altehrwürdigen Gemäuern des Ski-Olympiastadions in Garmisch-Partenkirchen den Themenbereich Presse, Medien und Organisation zusammengestellt. „Das war der Anfang“, sagt Schwarz, „vielleicht haben sie es deshalb so groß aufgezogen.“ Dabei musste die Premiere des Fernsehens als Übertragungsmedium der NS-Propaganda noch bis Berlin warten.
Mit der Berichterstattung über die Olympischen Spiele im Deutschen Reich 1936 in Garmisch-Partenkirchen und in Berlin begann eine Form der Medien-Nutzung, die bis heute anhält. Denn ähnlich den braunen Propaganda-Meistern von 1936 nutzten in den folgenden Jahrzehnten politische Gastgeber und sportliche Gestalter die Macht der medialen Möglichkeiten. Mal mit mehr, mal mit weniger Unterstützung der IOC-Granden. Diese Nutzwerte beschränken sich nicht nur auf die möglicherweise zuerst in den Sinn kommenden Spiele von Peking und Sotchi.
Dieses Nutzwerts bedient sich schließlich auch das Internationale Olympische Komitee mit seinen finanziell äußerst ergiebigen Kanälen, vorneweg das Olympic Broadcasting Services (OBS), das in Rio fast alle Fernsehbilder quer über den Planeten lieferte. Natürlich waren alle sportlichen Höhepunkte darunter und die besonderen olympischen Momente, wie etwa das Diskus-Gold des „falschen“ Harting und dessen folgende Selbstdemontage. Aber aufs Ganze gesehen kann die Auswahl der gezeigten Bilder nicht überraschen. Wurden leere Tribünen gezeigt? Die große Militärpräsenz? Oder politische Proteste? Allerhöchstens durch Unaufmerksamkeit oder Zufall.
Diese Erfahrungen und die sich abzeichnende Entwicklung ist umso mehr ein Auftrag an unsere journalistische Tagesarbeit: Sich nicht aus Bequemlichkeit oder wegen Sparzwängen dieser wohlfeilen Angebote zu bedienen, sondern kritisch und professionell damit umzugehen.
Trotz der auf den ersten Blick komfortablen Informationsfülle bleibt die kritische Betrachtung und eigene Recherche unabdingbar. Auf den ersten Blick mutet diese Aufforderung wie eine Binsenweisheit an, aber angesichts der Entwicklung der vergangenen acht Jahrzehnte ist es eine dringende Notwendigkeit. Das haben schon die Spiele von 1936 gelehrt.
Dieser Artikel stammt aus der Oktober-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.