Alles in einem: Die Plattform Sportworld

Digitaler Marktplatz des Sports

06.05.2024

Die Sportworld versteht sich als Allround-Plattform für Fans aus aller Welt. Die zentrale Idee: Die gesamte Wertschöpfungskette des Sports zu nutzen – aber nicht, Inhalte journalistisch aufzubereiten und einzuordnen. Von Maik Rosner.

 

Wie wäre es, sich noch einmal die Zusammenfassung vom Halbfinal-Einzug des FC Bayern in der Champions League anzusehen? Oder soll es die Premier League sein, zum Beispiel das 2:0 des FC Everton gegen Nottingham Forest mit englischem Kommentar? Man könnte sich auch im Re-Live das Finale von München anschauen, in dem der deutsche Tennisspieler Jan-Lennard Struff seinen ersten ATP-Turniersieg feierte. Oder wie wäre es mit Argentiniens Superclásico zwischen River Plate und den Boca Juniors? Wer es exotisch mag, kann sich auch für das Kalahari-Turnier der Frauen im Cricket entscheiden und das Spiel zwischen Botswana und Lesotho live verfolgen.

Allein dieser Ausschnitt der zufälligen Navigation durch die Sportworld erklärt in Teilen, um was für ein Produkt es sich handelt. Bei einer PR-Veranstaltung vorgestellt haben es die Macher Gerd Weiner und Robert Niemann im April im 14. Stock eines Münchner Hotels. Und so ähnlich, wie dabei verschiedene Häppchen von Garnelen bis zu einem Pilzrisotto auf einem Büfett serviert werden, kann sich der Fan auch bei den diversen Angeboten bedienen. Zu diesen zählen neben Bewegtbildern unter anderem Statistiken, Grafiken und Steckbriefe. (Foto: Johannes Ritter)

"Der Anspruch war immer: Wir bauen eine Plattform, die die gesamte Wertschöpfungskette im Sport abbildet", sagt Weiner während der Präsentation. Allen Beteiligten mit monetären Interessen soll der Zugang zum Kunden erleichtert werden – und umgekehrt dem Kunden zu den Anbietern.

Weiner ist der Erfinder der Plattform und neben Niemann einer der beiden Geschäftsführer. Entwickelt haben sie einen digitalen Marktplatz des Sports, auf dem sich diverse Anbieter mit Sport-Inhalten aus aller Welt tummeln. Und eben auch die "Konsumenten", wie Weiner und Niemann die Nutzer nennen.

Genau darum geht es: Die User sollen Sport konsumieren, und das so bequem wie möglich. Statt viele verschiedene Anbieter einzeln ansteuern zu müssen, treten diese hier gebündelt auf. Darunter befinden sich deutsche Rechte-Inhaber wie Sky, DAZN und Dyn bis hin zu Sport1, aber auch weniger bekannte Kanäle.

"Wir verstehen uns als eine vollkommen neutrale Plattform", sagt Weiner, "im Gegensatz zu klassischen Aggregationsplattformen, die oft nur eine Auswahl von Partnern präsentieren und deren Inhalte mit eigenen Angeboten vermischen, bieten wir eine Plattform, die übergreifend allen Akteuren im Sportbereich – ob Sender, Verein, Verband, Event oder Athlet – eine gleichberechtigte, globale Präsenz ermöglicht."

Als Kay Dammholz, der Abteilungsleiter Medienrechte beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), zum Gespräch nach vorne gebeten wird, erinnert Niemann an ihre gemeinsame Zeit bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). Das, was Dammholz und er "damals verbrochen haben", wie Niemann die Fragmentierung der Übertragungsrechte bezeichnet, drehe man mit der Sportworld "zurück zu einem One-Stop-Shopping-, One-Stop-Watching-Sport-Destination-Erlebnis". (v.l.n.r: Robert Niemann, Kay Dammholz und Gerd Weiner / Foto: Johannes Ritter)

Allein die Wortwahl zeigt, wie die Geschäftsführer Niemann und Weiner die Plattform schon von Amts wegen verstehen. Es geht um ein Geschäftsmodell – aber nicht darum, Inhalte journalistisch aufzubereiten und mit Distanz einzuordnen. Das liegt auch daran, wie sie mit der Plattform Geld verdienen. Zum Beispiel durch Provisionen, wenn Nutzer Abos bei Partnern abschließen, wie bei Sky oder DAZN. Oder wenn Nutzer sogenannte FAST-Channel anschauen, also kostenlose, werbefinanzierte Streamingkanäle. Wie jenen FAST-Channel, mit dem der DFB unter anderem seine Pokalspiele künftig in Ländern und Regionen präsentiert, "in denen der DFB-Pokal nicht oder nicht exklusiv vermarktet ist", wie Dammholz erklärt. Indien nennt er, auch Skandinavien, Spanien, Italien und Malta sowie das südliche Afrika.

Weil es schwierig ist, eigenständig Endkunden zu finden, ist für den DFB Samsungs weltweites Netzwerk mit hunderten Millionen Kunden sehr interessant und damit die via Samsung verbreitete Sportworld. Diese werde "die erste Plattform sein, auf der wir launchen", sagt Dammholz. Der Vorteil sei, dort "ins Schaufenster gestellt zu werden".

Entstanden ist die Idee für die Sportworld bereits 2016, seither wurde sie weiterentwickelt. Seit Ende Juli 2023 wird die Sportworld weltweit auf TV-Geräten des Herstellers Samsung distribuiert, für den Weiner einst gearbeitet hat. Man kann aber auch einfach die App auf dem Smartphone herunterladen. Inzwischen habe man in 205 Ländern Downloads verzeichnet, die meisten davon in den USA, sagt Weiner. Insgesamt 30 FAST-Channel gibt es nach eigenen Angaben bisher auf der Plattform, hinzu kommen 17 Pay-Channel und zwölf eigene.

Die Plattform befindet sich weiterhin im Aufbau. "Wir stehen erst am Anfang“, sagt Weiner, es gehe nun darum, „das Gefäß zu befüllen". Einige Häppchen befinden sich aber schon auf dem Büfett.